Ein Lamm weidete

Ein Lamm weidete,
hatte geweidet in Holland,
Krieg war, mein Vater Soldat.
Kam auf Urlaub,
trug kein Lamm, trug das Fell,
trug nicht das Lamm.
Ich sitze am Schreibtisch, ich stell
meine Füße darauf.

© Urs Engeler Editor

Kurvenreich wie das Eichblatt, spricht aus den Gedichten der 1938 in einem Eifeldorf Geborenen – seit vierzig Jahren in Berlin und in der Lausitz Lebenden – ein forschendes Bewußtsein, das stets auf dem Gedankensprung ist. Während sie die Worte umgarnt, umarmen sie die Worte, in denen sie Zuflucht findet. Entfesselte Selbstgespräche dringen ans Ohr der Verdutzten, die merken, daß es sich hier um die Besprechung von Wundern und Wunden handelt, die so nicht nur heilen, sondern zur Wabe eigenen Honigs werden. In Elke Erbs Texten nimmt das Staunen Gestalt an: ihre Verse werden Vehikel, Sinntaxen für alles den Menschen Gewachsene.

Auswahl: Richard Pietraß