Untertänig ziehn die Sterne
um des Mondes Hof im Osten
und der Wald scheint einzurosten
auf dem Hügel, doch der ferne
blaue Berg steigt steil.
Zornig zieht ein Keil
schwarzer Vögel in die grüne
Himmelshälfte eine kühne
Bilderschrift hinein.
Unterm Brunnenstein
rauscht das Wasser jetzt viel wilder
als am Tage und die Bilder
oben rauschen auch.
Trotzdem wächst in mir die Stille,
untertänig beugt mein Wille
sich zum Dornenstrauch.



© Otto Müller Verlag Salzburg

 

 

Grafik von Werner Berg

 

Als neuntes Kind eines Bergarbeiters ist Chrsitine Lavant im Schacht der Armut aufgewachsen und von der Wiege an krankheitsgepeinigt, suchte die öffentlichkeitsscheue Dichterin aus dem Kärntner Lavanttal in hiobhafter Gottverlassenheit und animalischer Anhänglichkeit die Nähe guter Menschen. Mit ihrer angelesenen Bildung wuchs die im Dialekt wurzelnde Naturmagierin zu einer der Ersten Dichterinnen Österreichs. Die in Wehmut strengen wie in Übermut verspielten Gedichte eines kreatürlichen Ringens sind Leuchtfeuer von der Nachtseite des Lebens.

 

Auswahl von Richard Pietraß

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ISBN:3-932329-89-5
EAN:9783931329891
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