Der Rutengänger
Von grüner Hecke eine Haselgabel
Schnitt er und hielt sie wie ein V:
Den Grund abtappend nach der Wasserader,
Nervös gespannt, doch profischlau
Und kühl. Der Ruck kam wie ein Stich.
Die Rute fuhr hinab in Krämpfen.
Ein Brunnenquell, der zu uns spricht
Per grünem Draht geheimer Sender.
Die Schaulustigen wollten auch einmal.
Stumm gab das Reis er denen, die es juckte.
Wie tot lag es in ihrer Hand, bis elegant
Er die Gelenke faßte. Die Hasel zuckte.
© Carl Hanser Verlag
Grafik von Karl Korab
Daß er lyrischen Genius in sich habe, wurde Seamus Heaney als ältestem Sohn eines nordirischen Bauern nicht an der Wiege gesungen. Im Mönchsgewand eines Lehrers machte er sich auf den abgründigen Pfad, der ihn in die Frühgeschichte seiner Insel und ihre Literatur führte, das bange Spannungsfeld von Unabhängigkeitsstreben und militärischer Gewalt. Weniger gewillt, Kämpfer zu sein als Zeuge, beschwor er Facetten dieses Konflikts wie immer wieder seine magischen Wurzeln zwischen Höfen und Furchen, Weiden und Mooren. Dichterischer Glanz und die Gabe zu funkelnder Würdigung der Weltpoesie bescherten ihm Lehrstühle in Harvard und Oxford und die Nobelkrone der Schwedischen Akademie.
Auswahl von Richard Pietraß
ISBN: | 3-931329-83-6 | ||
EAN: | 9783931329839 | ||
Preis*: | 4,00 € | ||
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