Nichtsdestotrotz

Er ist freundlich, hilfsbereit
jederzeit;
es ist äußerst klug, weiß viel,
hat stets Taktgefühl;
er ist aufgeschlossen allem Neuen
gegenüber und kann sich unbändig freuen;
nicht zuletzt kann er mit Jungen wie mit Alten
gleichermaßen gut sich unterhalten;
und ist fraglos auch integer.

 Doch ist er ein Neger!

Bilder: NEL

Jochen Grünwaldts Gedichte richten sich oft auf den weiblich-männlichen Beziehungsalltag, dessen Konventionen, Irrtümer und Verblendungen sie unverblümt nennen – humoristisch, ironisch und satirisch. Und sie richten sich damit auch auf das lyrische Ich, dessen Selbstverständnis sie hinterfragen, bezweifeln oder verspotten. Der Leser kann entdecken, dass dieses „Ich“ sein eigenes Selbst betrifft, durch Verwendung verschiedener soziale Rollen und übt damit Sozialkritik in einer unprätentiösen Diktion, die dem Parlando moderner Lyrik verwandt ist.