Manfred Streubel wurde am 5. November 1932 als Sohn eines Lehrerehepaares in Leipzig geboren. Er besuchte die Volksschule in Dahlen (Sachsen) und Oberschulen in Wurzen und Oschatz. Nach dem Abitur absolvierte er ein Volontariat bei der Tageszeitung ›Junge Welt‹ in Berlin und assistierte am DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme. Von 1953 bis 1957 studierte er Germanistik an der Berliner Humboldt-Universität und arbeitete anschließend als Lektor im Verlag Volk und Welt und Redakteur der Kinderzeitschrift ›Fröhlich sein und singen‹. Die neu edierte Lyrikreihe Abtwortet uns! durfte er 1956 mit seinem Heft eröffnen. Ab 1963 wirkte er als freiberuflicher Schriftsteller in Dresden, schrieb Gedichte, Funktexte, Filmszenarien, Theaterstücke, Essays, Kinderbücher und Nachwuchsautoren. Eine lange geplante Gesamtauswahl seines Werkes scheiterte 1988. Im Frühjahr darauf kündigte der Mitteldeutsche Verlag in Halle – offiziell »ökonomischen Zwängen« folgend – alle mit ihm bestehenden Verträge. Im Herbst 1989 gehörte Streubel zu den Initiatoren der Unabhängigen Schriftsteller Assoziation Dresden.
Porträt: Harald Kretzschmar
Seine Leser überraschte der Lyriker nach der Wende mit einigen in Tageszeitungen veröffentlichten scharf geschliffenen kritischen Essays. Für seine in den Jahren 1985 bis 1990 entstandene stringente Sammlung ›Dresdner Jeremiaden‹ aber fand sich weder in Ost noch West ein Verleger. Sie harrt in ihrer Gesamtheit bis auf den heutigen Tag der Entdeckung. Nach der von ihm so genannten »Windung«, dem Anschluß der DDR an die BRD, wurde er zunehmend depressiv; am 10. Juli 1992 nahm sich Manfred Streubel das Leben.
Erich-Weinert-Medaille (1962), Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis (1968), Heinrich-Heine-Preis (1970), Johannes-R.-Becher-Preis (1983); »Manfred-Streubel-Weg« in Dresden.
Gedichtbände: Laut und leise 1956, Zeitansage 1968, Honig holen 1976, Inventur 1978, Mein Lausitzer Guckkasten 1979, Wachsende Ringe 1980, Fazit 1983, Poesiealbum 228 1986, Die vermasselte Mahlzeit 1987, Tag- und Nachtgesichte 1990.