Nelly Sachs wurde am 10. Dezember 1891 in Berlin geboren. Einziges Kind einer wohlhabenden jüdisch-assimilierten Familie. Kultiviert, behütet, einsam. Liebes-Unglück der Siebzehnjährigen; im ›Geheimnis‹ für immer bewahrt. Erste Schreibversuche. Kontakt zu Hermann Hesse und Selma Lagerlöf. Ganz abseits vom literarischen Leben vor und nach dem 1 .Weltkrieg, schreibt sie Legenden und Märchen, dem Mittelalter und der Romantik verhaftet. Seit 1933: Erzwungene und selbstgewählte Isolation im bewußtgewordenen Jüdisch-Sein eines »Lebens unter Bedrohung«. Emigration im 50. Lebensjahr von Berlin nach Stockholm mit der Mutter im allerletzten Moment am 16. Mai 1940: Gerettet, unbekannt, einsam, in schwierigster materieller Situation.
Übersetzungen schwedischer Lyrik der Moderne öffnen ihr die Augen für die Wirklichkeit und die Möglichkeiten dichterischer Sprache der Gegenwart. Tiefe und lebenslange Erschütterung durch den Einblick in den Leidensweg der europäischen Juden, den Holocaust, dessen einzigartige Dichterin sie wird. Allmählich wachsende Bekanntheit. Preise, Ehrungen.
Porträt von Carlo Dernbach
1960 zum ersten Mal wieder auf deutschem Boden. Psychische Erkrankungen. Nobelpreis am 10. Dezember 1966. Tod am 12. Mai 1970 in Stockholm, beigesetzt auf dem jüdischen Friedhof, nahe dem Grab ihrer Eltern.
Die Gedichte: In den Wohnungen des Todes (1947), Aufbau-Verlag Berlin; Von Welle und Granit, aus dem Schwedischen übertragen von Nelly Sachs (1947), Aufbau-Verlag Berlin; Sternverdunkelung (1949), Bermann-Fischer/Querido Verlag Amsterdam; Und niemand weiß weiter (1957), Ellermann-Verlag Hamburg; Flucht und Verwandlung (1959), Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart; Fahrt ins Staublose (1961), Suhrkamp-Verlag Frankfurt/M.